Weekly Wisdom

Das Bedürfnis immer mehr zu wollen.

Warum wir so unterschiedliche Lebensmotive und Ziele haben und wie diese unser Verhalten beeinflussen.

 

588 Wörter / 3 Minuten Lesezeit

von | Feb. 14, 2025

Der Wunsch nach mehr.
Arthur ist Mitte 60, erfolgreicher Anwalt und hat beruflich und materiell viel erreicht im Leben.  Er besitzt mehrere wertvolle Immobilien, mit dem vorhandenen weiteren Vermögen könnten er und seine Frau ein sehr angenehmes Leben führen. Fachlich ist er als Jurist hochangesehen. Doch er möchte mehr. Mehr verdienen, mehr Fälle vor Gericht gewinnen, mehr Fachkompetenz.
Welches Motivationsprofil hast du?
Was uns antreibt, welche Ziele wir im Leben erreichen wollen, ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Lebensmotive sind tief verankerte psychologische Antriebe, die unsere Wünsche, unser Verhalten, unsere Entscheidungen und unsere Ziele beeinflussen. Diese sind bei jedem Menschen verschieden stark gewichtet, was erklärt, warum Menschen ganz unterschiedliche Werte, Wünsche und Lebensziele haben. Eine starke innere Motivation in den Bereichen Macht, Status, Anerkennung, Besitzstreben beispielsweise richtet den Fokus des Handelns nach diesen Faktoren aus. Jeder Mensch hat einen ganz speziellen individuellen Mix aus den unterschiedlichsten Motiven, die ihn antreiben. Neben den oben genannten gibt es noch viele andere, wie zum Beispiel Neugier, Beziehungen, Idealismus oder Ruhe.

Warum haben wir unterschiedliche Lebensmotive?

Die Unterschiede in unseren Lebensmotiven und Zielen entstehen durch eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Durch genetische Veranlagung, Sozialisierung in der Familie, Schule etc., kulturelle Einflüsse und vielfältige Erfahrungen entwickeln wir unser individuelles Motivationsprofil und diese Elemente beeinflussen, wonach wir streben und was uns glücklich macht. 

Das Streben nach mehr.

Neben dem unterschiedlich ausgeprägten inneren Motiven können weitere Ursachen definiert werden. Wie im Beitrag zur „Hedonic Treadmill“  detailliert beschrieben, gewöhnen sich Menschen rasch an erreichte berufliche und materielle Erfolge. Das Glücksgefühl, das durch den Erwerb von Reichtum oder Status entsteht, ist daher oft nur kurzfristig. Um das gleiche Maß an Zufriedenheit zu empfinden, braucht es neue Ziele, die man erreichen kann oder noch größere Erfolge.

Angst vor Stillstand oder Bedeutungsverlust als weitere mögliche Ursache.

Wer sein Leben lang durch berufliche oder finanzielle Erfolge definiert wurde und seinen Selbstwert daran misst, könnte Stillstand und das Fehlen von Entscheidungsmacht als Verlust an Bedeutung oder Relevanz erleben. Besonders im Alter von 50 bis 60 Jahren, wenn das Karriereende in Sichtweite rückt, kann dies ein Antrieb sein, weiterhin erfolgreich sein zu wollen.

 

Quelle:

Kahnemann, Daniel: Schnelles Denken, langsames Denken (2011)

Reiss, Steven: Das Reiss Profile. Die 16 Lebensmotive. Welche Werte und Bedürfnisse unserem Verhalten zugrunde liegen (2008)