Weekly Wisdom
„Good Faith“ vs „Bad Faith“:
Worauf es bei gelungenen Diskussionen mit unterschiedlichen Standpunkten ankommt.
622 Wörter ¦ 3 Minuten Lesezeit

Es gibt viel Diskussionsstoff, aktuell mehr denn je.
Es tut sich etwas in der Welt. Die Themenlandschaft erweitert sich beinahe stündliche, viele substantielle Veränderungen sind im Gange. Die Polarisierung der Gesellschaft schreitet voran, die Meinungen verhärten sich. Die Bereitschaft, sich auf andere Gedankenwelten einzulassen, nimmt ab. Die Gelegenheiten für kontroverse Diskussionen sind vielfältig, die Themen ebenso. Von unterschiedlichen Standpunkten zu Politik, Kindererziehung, Ernährung, Schulbildung – die Meinungen gehen oft weit auseinander, jeder fühlt sich mit seiner im Recht und hat kein Verständnis für die Sicht des anderen. Viele der Themen emotionalisieren und machen sachliche Gespräche schwierig.
Kontroverse Diskussionen kommen nicht ohne Kränkungen, Abwertung und gekränkt Sein aus?
Was wir bei kontroversen Diskussionen berücksichtigen sollten.
Doch müssen unterschiedliche Meinungen unweigerlich zu niveaulosen Gesprächen ausarten? Nein.
Eine Diskussion ist fast immer eine positive Entscheidung. Wir investieren unsere Zeit, unsere Energie in Gespräche, meist weil es uns aus unterschiedlichen Gründen wichtig ist.
Aussagen wie „Das ist ein blöde Frage!“ fördern den wertschätzenden Dialog eher nicht. Besserwisserei und Beharren auf dem eigenen Standpunkt sind ebenfalls wenig hilfreich. Aber wie gehen wir damit um, wenn wir in einer Diskussion unterschiedliche Meinungen vertreten? Wenn sich doch jeder der Teilnehmer sicher ist, es als einziger „besser zu wissen“? Wer weiß es dann wirklich am besten oder ist das vielleicht auch gar nicht relevant?
Good Faith versus Bad Faith.
Eine Möglichkeit – eine von vielen – ist, zu wählen, mit welcher Absicht man in das Gespräch geht und sich während der Konversation verhält. Grundsätzlich wird in der Literatur unterschieden zwischen „Good Faith“ (Diskussion „in gutem Glauben“) und „Bad Faith“ (Diskussion „in bösem Glauben“).
Bei „Good Faith“ Diskussionen besteht ehrliches Interesse an Austausch, an Informationsgewinn und am Finden eines potenziellen Konsens. Die Gesprächsteilnehmer hören einander aktiv zu, bringen ihre eigenen Argumente in einer wertschätzenden Form ein und sind offen dafür, ihre eigene Meinung zu ändern.
Bei „Bad Faith“ Diskussion geht es den Diskussionspartnern primär darum, ihre Sicht einseitig zu kommunizieren. Sie sind nicht an der Perspektive des Gegenübers interessiert. Oft werden manipulative Kommunikationstaktiken angewendet, der andere wird persönlich („Ad hominem“) angegriffen, Gegenargumente werden ignoriert und absichtlich falsch dargestellt. Gaslighting und ähnliche Methoden werden benutzt. Es besteht kein Interesse an einem kritischen Hinterfragen der eigenen Position.
„Bad Faith“ Diskussionen zerstören das Gesprächsklima und führen zu weiteren Konflikten und Verfestigungen der Positionen. Daher ist es wichtig, diese Muster zu erkennen und zu durchbrechen.
„Good Faith“ Diskussionen auf der anderen Seite leisten einen wertvollen Beitrag für demokratische Prozesse, bereichern individuelle Beziehungen, fördern Kooperationen und Problemlösungen und tragen zur persönlichen Weiterentwicklung bei.
Quellen:
Kahneman, Daniel (2011). Thinking, Fast and Slow.
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