Weekly Wisdom

Das Leben ist ein Streben nach maximalem Glück?

Wie wir mit großer Anstrengung dem Glück hinterherlaufen -und langfristig zu einem relativ stabilen Niveau von Glück oder Zufriedenheit zurückkehren.

767 Wörter / 4 Minuten Lesezeit

von | Feb. 7, 2025

Das Streben nach maximalem Glück.

Das Thema Glück und das Streben nach Glück beschäftigt die Menschheit vermutlich seit jeher. Je nach Zeitalter und Kultur wird Glück aber unterschiedlich definiert. Ob Glück generell entweder eher als eine Frage der äußeren Umstände oder der inneren Haltung beschrieben werden kann, wird seit Jahrhunderten diskutiert.

In der Griechischen Philosophie (ab ca. 5. Jh. v. Chr.) beispielsweise wurde Glück von verschiedenen Schulen mit jeweils anderen Schwerpunkten definiert. Aristoteles (Eudaimonia) sah ein tugendhaftes, sinnvolles Leben als Glück. Epikur als Begründer des Epikureismus lehrte, dass Glück in der Ataraxie (Seelenruhe) und der Aponia (Freiheit von Schmerz) liegt. Die Stoiker wiederum, darunter bekannte Philosophen wie Seneca, Epiktet und Marc Aurel, waren der Überzeugung, dass wahres Glück durch innere Ruhe, Tugendhaftigkeit und Akzeptanz des Schicksals erreicht wird.

Der Glücksbegriff des 20./21. Jahrhunderts ist ebenfalls kein einheitlicher und hat sehr viele Facetten. Maslow sah in der Selbstverwirklichung das höchste Ziel und Glück der Bedürfnispyramide des jedes einzelnen Menschen. Martin Seligman als Begründer der Positiven Psychologie sieht Glück als erlernbare Kompetenz und somit in der Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeit des Menschen. In den letzten Jahren rückte die Neurobiologie immer mehr in den Fokus der Psychologie und damit auch ihre Bedeutung für die Glücksforschung. Glück ist laut Neurobiologen kein Zufall, sondern ein neurobiologisches Zusammenspiel von Neurotransmittern (Dopamin, Serotonin etc.), Belohnungssystem und unseren Erfahrungen. Bewegung, Achtsamkeit, soziale Kontakte und Dankbarkeit sind demnach wichtige Komponenten für unser Glück. Ein Versuch der Messung von Glück findet immer auch immer wieder statt. Umfragen wie der World Happiness Report wollen mit den Ergebnissen daraus Glück quantifizieren. 

Verschiedene Formen des Glücks. 
Ein weitere Möglichkeit der Differenzierung der Glücksdefinition ist die Unterscheidung zwischen hedonischem und eudaimonischem Glück.  Beide Glücksformen haben ihre Bedeutung, wirken jedoch unterschiedlich auf das Gehirn und unsere Psyche.
Das sogenannte eudaimonische Glück hat seine Wurzeln wie oben erwähnt bei Aristoteles. Man versteht darunter eine tiefe, langfristige Form von Wohlbefinden, die aus Sinn, persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung entsteht. Diese Form des Glücks kommt aus unserem Inneren und wird nicht durch äußere Reize kreiert. Oft müssen wir uns dafür anstrengen, große Herausforderungen überwinden und es ist manchmal ein langwieriger Prozess. Das Ergebnis ist ein nachhaltiges und tiefes Gefühl.
Im Gegensatz und als Ergänzung dazu steht das Konzept des hedonischen Glücks. Dieses steht für angenehme, oft kurzfristige Gefühle von Freude, Vergnügen oder Wohlbefinden. Beispiele dafür sind genussvolles Essen, das Kaufen eines neuen Wunschobjektes, das bewusste Wahrnehmen eines schönen Momentes etc. Gerade auch in schwierigen Zeiten kann die Konzentration auf unmittelbar Schönes unterstützend sein. Der Nachteil daran: es kann zu einer Art „Abnutzungseffekt“ oder „Gewöhnungseffekt“ führen, d.h. der gleiche Reiz führt mit der Zeit zu weniger Glück (hedonische Adaptation).
Was bedeutet nun „Hedonic Treadmill“?
Das ist der Ausdruck dafür, wie Menschen trotz äußerlicher Veränderungen – wie einem höheren Einkommen, neuen Lebensumständen oder Erfolgen – langfristig zu einem relativ stabilen Niveau von Glück oder Zufriedenheit zurückkehren. Der Vergleich mit einer sogenannten „Tretmühle“ kommt daher, weil wir oft wie in einem Hamsterrad versuchen, dem Glück hinterherzulaufen (z. B. durch Erfolg, Geld oder materielle Dinge), aber letztlich auf der Stelle treten und nicht dauerhaft glücklicher werden. Die Grenzen von materialistischem Streben und kurzfristigen Freuden können mit dem Konzept der „Hedonic Treadmill“ erklärt werden.
Fazit: Eine ausgewogene Balance dieser beiden Aspekte der Glücksfindung, das Glück des Moments zu genießen und an einer langfristigen Form des Glücks zu arbeiten, kann einen guten Weg darstellen.

Quelle:

Philip Brickman / Donald T. Campbell: Hedonic Relativism and Planning the Good Society (1971)

Martin Seligman: Wie wir aufblühen. Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens. (2015)